Nicht ohne uns!

Das erste antirassistische Talkshow-Training

Talkshows haben ein Rassismusproblem. Das ist nicht erst seit der WDR-Sendung Die Letzte Instanz klar, in der sich 5 weiße Menschen auf Stammtischparolen-Niveau darüber auslassen, wie nervig sie antirassistische Forderungen finden. Für ihre plumpe, diskriminierende und Klischee-fördernde Berichterstattung wurde den Talkshows von ARD und ZDF schon 2019 die Goldene Kartoffel verliehen. Geändert hat sich wenig: Studien zeigen, dass in den BIG 4 der Talkshows (Anne Will, Maischberger, Maybrit Illner und Hart aber Fair) vor allem weiße, westdeutsche Männer sitzen. Selbst nach den Black Lives Matter Protesten im Juni 2020 wurden Schwarze Mitdiskutierende erst nach öffentlichem Druck eingeladen. Die häufigsten Talkshow-Vornamen? Markus, Michael und Peter.


Welche Gesellschaft soll das abbilden?


Talkshows bilden nur einen winzigen Ausschnitt gesellschaftlicher Realität ab, den sie höchstens noch nach Rechts erweitern und Akteur:innen der extremen Rechten immer wieder große mediale Bühne bieten. Doch mit der Reichweite, die Talkshows haben, tragen sie Verantwortung. Statt gelebte Erfahrungen und Expert:innenwissen zu ignorieren, könnten sie die Gesellschaft in ihrer Vielschichtigkeit abbilden: postmigrantisch, divers, plural. Statt immer nur zu verhandeln, wer die nächste Wahl gewinnt, könnten sie antirassistischen Initiativen, Bewegungen und Kämpfen zuhören und ihren Forderungen eine massenmediale Sichtbarkeit verschaffen. 


Wir warten nicht mehr: Um sich mit rechtem Terror zu beschäftigen, muss man Überlebende und Angehörige anhören. Wer über Migrationspolitik spricht, sollte denen zuhören, die selbst geflohen oder von Abschiebungen bedroht sind. Über rassistische Polizeigewalt kann man nicht ohne diejenigen diskutieren, die sie erleben. Die Veränderung, die wir einfordern, leiten wir jetzt selbst ein.

Das erste antirassistische Talkshow-Training

Wir empowern antirassistische Aktivist:innen, sich vor Mikrophone und Kameras zu trauen. Von 4.- 6.2.2022 (Anreisetag ist am 3.2.2022) erwarten dich in Hamburg:

  • Strategische Vor- und Nachbereitung öffentlicher Auftritte
  • Kernbotschaften: Mein O-Ton in 30 Sekunden
  • Kritische Fragen kontern
  • Umgang mit Unterbrechungen oder Mansplaining
  • Techniken gegen Lampenfieber
  • Selfcare und digitale Selbstverteidigung gegen Shitstorms
  • Training vor der Kamera mit Gruppenfeedback
  • Übungsinterviews mit Journalist:innen
  • Tipps und Tricks von Talkshow-Profis


Dieses Training wird von der Aktivistinnen-Agentur und der Seebrücke finanziert. Die Teilnahme, Unterkunft und Verpflegung sind für dich komplett kostenlos. Fahrtkosten können übernommen werden. Tagungsort und Unterkunft sind barrierearm, die Trainingssprache ist deutsch.

Kontakt zu Redaktionen

Nach dem Talkshow-Training schlagen wir dich Redaktionen und großen Medienhäusern als Gesprächspartner:in für Interviews, Artikel, Podcasts, TV- und Radio-Beiträge oder Live-Sendungen vor.

We need you!

Das Training richtet sich an Teilnehmende, die:

  • von Rassismus, Antisemitismus, rechtem Terror, rassistischer Polizeigewalt oder der herrschenden Migrationspolitik betroffen oder selbst geflüchtet sind
  • mit antirassistischen Positionen in Talkshows auftreten und Interviews in TV, Radio oder Zeitungen geben wollen
  • idealerweise mit antirassistischen Netzwerken und Bewegungen vernetzt sind
  • erste Erfahrungen im Sprechen vor Publikum mitbringen


Die Bewerbungsphase endet am 30.11.2021. In den ersten beiden Dezemberwochen finden telefonische Vorgespräche statt. Ob wir dir einen Trainingsplatz anbieten können, erfährst du bis 17.12.2021. 

Die Bewerbungsphase ist abgeschlossen. Bitte beachte, dass wir keine Bewerbungen mehr annehmen können.